Herrliche Schwachheit

„Diesen kostbaren Schatz tragen wir in uns, obwohl wir nur zerbrechliche Gefäße sind. So wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.“ (2. Kor. 4,7)

Die Fehler anderer fallen schneller auf als die eigenen. Aber die eigenen Fehler schmerzen mehr als andere. Wer mit seinen Fehlern, seinen eigenen Begrenzungen hadert, ist damit in guter Gesellschaft. Denn vermutlich kennen wir alle dieses Gefühl, wenn wir irgendwo an unsere eigenen Grenzen kommen und uns unserer Unzulänglichkeit schmerzlich bewusst werden.

Gott geht ziemlich entspannt mit unseren Grenzen um, das ist schon bemerkenswert. Wenn wir aufmerksam die unterschiedlichen Charaktere der Bibel anschauen, kommen wir unweigerlich zu folgendem Schluss: Das größte Problem sind eigentlich nicht die Fehler selber. Sondern das eigentliche Problem liegt fast immer dort, wo sich Menschen mit ihren Fehlern nicht an Gott wenden. Das ist ermutigend. Gott kennt mich und weiß um meine Fehler und Grenzen. Er nimmt mich aber nicht nur trotz meiner Grenzen an, sondern oft – vielleicht sogar viel öfter als wir jemals ahnen werden – verwendet er unsere Begrenztheit, um sich zu verherrlichen und groß zu wirken.

Folgende Illustration von einem unbekannten Verfasser macht für mich deutlich, wie unsere Schwachheit zum Segen werden kann, weil Gott sie verwendet:

Ein Wasserträger in Indien hatte zwei große Töpfe. Sie hingen an den beiden Enden einer langen Stange, die er über seinen Rücken legte. Einer der beiden Töpfe hatte einen Riss. Aufgrund seiner Armut war es dem Wasserträger nicht möglich, diesen Topf zu reparieren, geschweige denn zu ersetzen. Auf dem langen Weg vom Fluss bis zum Haus seines Herrn verlor der beschädigte Topf immer die Hälfte seines Inhaltes. Zwei ganze Jahre brachte der Wasserträger seinem Herrn nur eineinhalb Töpfe Wasser. Er schämte sich dafür, dass er nicht in der Lage war, mehr mitzubringen.

Nach dem zweiten Jahr haderte der Wasserträger mit sich und seinem Unvermögen. Aber auch mit seinem Herrn, der ihn zwar bezahlte, aber nicht ausreichend Mittel für einen neuen Topf zur Verfügung stellte. Eines Tages nahm der Wasserträger den gesamten Mut zusammen und sagte seinen Herrn: „Ich habe versagt. Ich bringe dir weniger Wasser als ich sollte. Aber erlaube mir eine Frage: Warum bezahlst du nicht einen neuen Topf für mich, mit dem ich eine viel bessere Arbeit für dich verrichten könnte?“

„Komm mit“, erwiderte sein Herr und führte den Wasserträger den Weg entlang, der von seinem Haus bis zum Fluss führte. „Fällt dir etwas auf?“ Und tatsächlich, obwohl er diese Strecke bereits so oft gegangen war, nahm der Wasserträger plötzlich etwas wahr, das er bisher übersehen hatte: Auf der einen Seite des Weges wuchsen Blumen, nicht üppig aber fast durchgehend, währen die andere Seite trocken und kahl war. Der Herr sagte zum Wasserträger: „Ist dir aufgefallen, dass nur auf der einen Seite des Weges Blumen wachsen? Jeden Tag hast du ihnen die Feuchtigkeit gespendet, die der Topf mit dem Riss verlieren musste. Ich habe immer um deinen Mangel gewusst. Ich habe ihn bewusst in Kauf genommen, um etwas Schönes zu schaffen. Ich habe auf der Seite des Weges Blumen gesät, und du hast sie jeden Tag, wenn du das Wasser vom Fluss geholt hast, gegossen. Nicht nur ich, sondern auch viele andere, die diesen Weg gehen, freuen sich an ihnen. Das verdanken wir deinem Topf, der nicht perfekt ist, ja sogar gebrochen. Aus ihm entstand etwas Wunderbares, weil ich es zuließ.“

Im 2. Korintherbrief schreibt Paulus davon, dass wir eigentlich nur zerbrechliche Gefäße sind. Egal wo Gott wirkt, tut er das nicht wegen unserer Stärke, sondern durch seine Stärke in unserer Schwachheit. Wie ermutigend! Und was für ein Horizont darf sich uns damit auftun. Wir dürfen gespannt darauf sein, wie Gott unsere Schwachheit und unsere Grenzen verwenden will, um etwas Wundervolles daraus zu machen!

Wertvoll

„Der Herr, dein starker Gott, der Retter, ist bei dir. Begeistert freut er sich an dir. Vor Liebe ist er sprachlos ergriffen und jauchzt doch mit lauten Jubelrufen über dich.“ (Zephanja 3,17)

Sie war matt und voller Schrammen, und der Versteigerer hatte wenig Lust, viel Zeit für sie aufzuwenden. Er deutet auf die Geige: „Das Mindestgebot liegt bei zehn Euro. Wer bietet zehn Euro?“ Niemand gab ihm ein Zeichen. Er fragt abermals: „Zehn Euro für diese Geige, wer bietet…?“ Schweigen. Jeder schien auf die weiteren, viel interessanteren Gegenstände zu warten, die noch versteigert werden sollten. Auf einmal kam ein Mann nach vorne, den bisher niemand beachtet hatte. Er nahm Geige und den Bogen zur Hand, betrachtete sie fachmännisch und wischte den Staub ab. Dann stimmte er die Saiten und spielte eine wunderschöne Melodie.

Als das Lied verklungen war, stellte der Versteigerer erneut seine Frage: „Wie lautet das Gebot für dieses Instrument?“ Diesmal hielt er die Geige samt Bogen hoch. „Tausend Euro. Zweitausend sind geboten. Wer bietet mehr? Dreitausend. Zum ersten, zum zweiten und zum dritten.“ Einige Zuschauer schauten verwundert und fragten: „Was macht diese Geige auf einmal so wertvoll?“ „Dass ein Virtuose sie in die Hand genommen hat. Er hat durch sein Spiel deutlich gemacht, dass der Wert nicht allein vom äußeren Zustand abhängig ist.“

Manche Menschen, die durch ihr Leben verstimmt und verschrammt sind, werden billig an die Menge versteigert, weit unter ihrem Wert. Wenn der Meister, Gott selber, das Leben eines Menschen in die Hand nimmt, wird es gereinigt und „neu gestimmt“. So kommt es mit Gott in Einklang und seine Lebensmelodie wird harmonisch. Der Wert des Menschen wird dann nicht mehr durch seine Defizite bestimmt, sondern erhält unermesslichen Wert durch die bedingungslose Annahme durch den Schöpfer, und die von ihm verliehene Würde.

„Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe; er hat uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.“ (Epheser 1,4-6)

Meine Wünsche – Gottes Verheißungen

„Gott hat seinen Sohn geschickt – nicht, um meine Wünsche, sondern um seine Versprechen zu erfüllen.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Gottes Versprechen und Verheißungen sind großartig und mutmachend. Wo sie mit meinen eigenen Wünschen übereinstimmen, führen sie mich unweigerlich dazu, Gott zu danken, ihn zu loben. Aber das ist nicht immer so. Mancher Frust darüber, dass Gott meine Wünsche nicht erfüllt – oder eben nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe – geschieht aufgrund eines Missverständnisses: Nicht alles was ich mir wünsche hat Gott verheißen. Und dennoch hat er mehr verheißen als ich mir wünschen könnte.

Peter Reid, Leiter der Fackelträger International, hat sich mit diesem Thema ganz persönlich auseinandergesetzt. Auf Basis dessen, was er dazu in der Bibel gefunden hat, leitet er folgende Aussagen ab, die manche Missverständnisse Gott gegenüber ins rechte Licht rücken wollen:

Gott hat mir Seinen Trost versprochen, aber nicht ein Leben ohne Schmerzen.

Gott hat mir Seine Freude versprochen, aber nicht ein Leben ohne Trauer.

Gott hat mir Seine Fairness versprochen, aber nicht ein Leben ohne Ungerechtigkeit.

Gott hat mir Seine Kraft versprochen, aber nicht ein Leben ohne Schwäche.

Gott hat mir Seine Treue versprochen, aber nicht ein Leben ohne Nöte.

Gott hat mir Seine Weisheit versprochen, aber nicht ein Leben ohne Dummheiten.

Gott hat mir Seine Gerechtigkeit versprochen, aber nicht ein Leben ohne Sünde.

Gott hat mir Seine Führung versprochen, aber nicht ein Leben ohne Verwirrungen.

Gott hat mir Seinen Sieg versprochen, aber nicht ein Leben ohne Konflikt.

Gott hat mir Seine Auferstehung versprochen, aber nicht ein Leben ohne Tod.

Gott hat mir Seine Gegenwart versprochen, aber nicht ein Leben ohne Einsamkeit.

Gott hat mir Seine Vergeltung versprochen, aber nicht ein Leben, in dem ich nicht vergebe.

Gott hat mir Seine Gnade versprochen, aber nicht ein Leben ohne Buße.

Gott hat mir Seinen Segen versprochen, aber nicht ein Leben ohne Gehorsam.

Gott hat mir Seine Liebe versprochen, aber nicht ein Leben, in dem ich nicht liebe.

Gott hat mir Seine Belohnung versprochen, aber nicht ein Leben ohne Dienst.

Gott hat mir Sein Ziel versprochen, aber nicht ein Leben ohne Ausdauer.

Gott hat mir Seine Genügsamkeit versprochen, aber nicht ein Leben ohne Glauben.

Zeit gut verschwenden

Einige Berufsgruppen stehen derzeit unter enormen zeitlichen Druck: Gesundheits- und Sozialberufe, Supermarktmitarbeiter, Angestellte in verschiedenen Behörden. Im kompletten Gegensatz dazu gibt es viele Menschen, die momentan so viel Zeit haben wie schon lange nicht mehr, vielleicht sogar wie noch nie zuvor: Wegen Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Urlaubabbau. Gleichzeitig fallen die meisten Optionen weg, die man sonst in seiner freien Zeit hätte. Was tun, wenn man fast nichts tun darf?

Der Autor und Pastor John Ortberg hat inspirierende Gedanken darüber geschrieben, warum wir Auszeiten brauchen – und wie wir sie verbringen können. Diejenigen, die momentan eine solche (wenn auch meist unfreiwillige) Auszeit erleben, lädt Ortberg ein, ihre Zeit gut zu verschwenden:

„Zeit gut verschwenden ist etwas, das man lernen muss, denn es gibt gutes und schlechtes Verschwenden. Schlecht ist der Typus „Rumhängen / Fernseh-zappen / wahllos googlen“. Sachen, die weniger Leben in dir lassen als am Anfang. Gut Zeit verschwenden wird dich lebendiger machen und dein Verbundenheitsgefühl mit Gott stärken. Ich unterscheide drei Sorten guter Zeitverschwendung:

1. EINSAMKEIT

Ich dachte immer, Einsamkeit sei intensive geistliche Tätigkeit und konzentriertes Gebet. Weil das bei mir nicht funktioniert hatte ich immer das Gefühl von Zeitverschwendung. Mittlerweise weiß ich, dass es gerade darum geht. Einsamkeit ist Rückzug aus Beziehungen (ich rede hier von einem zeitlich begrenzten Zeitraum), Lärm, Stimulation, Anforderungen – alleine mit Gott sein. Was bleibt übrig, wenn alle Ablenkungen abgeschaltet sind? Die größte Gabe dieses Alleinseins ist Freiheit. Ich werde erinnert, wie wenig es in Wirklichkeit bedeutet, was andere Leute von mir denken. Ich empfinde Frieden. Bibel und Tagebuch können helfen, aber sie sind nicht nötig für diese Zeit. Wesentlich ist das Nichtstun. Und interessant: Genauso beschreibt die Bibel den Sabbat: Nichts tun.

2. GRÜBELN

Eine zweite Form der guten Zeitverschwendung ist für mich das Grübeln, Träumen, Hören. Ich bringe vor Gott, was mich beschäftigt. Familie, Arbeit, Sorge mit Kindern, Gesundheit von Mitarbeitern, Projekte. Ich breite alles vor Gott aus – und höre dann einfach. Dieses Hören ist eine Form des Gebets. Aber es ist Gebet, das Nachdenken, Vorstellungskraft und Fragestellen umfasst. Oft bitte ich Gott am Anfang um Weisheit für die nächsten Schritte. Manchmal schreibe ich Gedanken auf. Oft kommen mir Ideen oder Pläne. Es scheint mir wichtig, Einsamkeit und Grübeln/Hören/Planen nicht zu verwechseln. Wenn ich plane, hoffe ich auf ein Ergebnis. Einsamkeit aber verlangt Kraft ihres Wesens gerade den Verzicht darauf. Wenn ich um Gottes willen die Einsamkeit suche, dann versuche ich gerade nicht, dort etwas herauszuholen. Weil der Druck, etwas zu wollen genau jene Freiheit verhindert, die Gott mir in der Einsamkeit geben will. Beim Grübeln aber hoffe ich gerade auf Klarheit für den nächsten Schritt.

3. „PRODUKTIONSSTEIGERUNG“

Bestes Beispiel für diese Art Zeitverschwendung ist die Kuh, ein Wunder auf vier Beinen, das Milch produziert. Eine Kuh ist den lieben langen Tag erstaunlich unproduktiv. Stundenlang käut sie wieder und verdaut. Der Milch-Download dauert fünf Minuten – die Produktionszeit mindestens zwölf Stunden.

Wer Milch produzieren will, kann das nicht beschleunigen. Genauso sind der Kreativität Grenzen gesetzt. Wer kreativ sein will, muss sich Zeit nehmen, einfach schauen, verdauen. Meine Erfahrung: Je kreativer Leute sind, umso mehr „in die Luft schauen“ praktizieren sie. Produktions-steigerndes Zeitverschwenden ist für mich etwas, das ich einfach um seiner selbst willen liebe. Geschichtsthemen lesen. Ans Meer gehen. Kreuzworträtsel. Freunde anrufen. Holz anzünden im Feuerkorb. Klavier spielen.

Zeit angemessen verschwenden: Wenn du dich innerlich frei fühlst, mit genug Ideen und kreativer Hilfe ausgestattet, dann solltest du vermutlich bei deinen gegenwärtigen Gewohnheiten bleiben. Wenn nicht, dann überlege, wie du deine Zeit besser verschwendest!“

Wo Schwachheit zur Chefsache wird

Lass dir an meiner Gnade genügen. Denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Kor. 12,9)

Schwache stehen derzeit im Fokus. Wir alle wollen mithelfen, um in der aktuellen Krise jene Menschen zu schützen, die aufgrund ihrer Schwachheit – bedingt durch Alter, Krankheit oder Beeinträchtigung – besonders gefährdet sind.

In diesen Tagen laufen die beiden Wohneinrichtungen der DIG im 24-Stunden-Betrieb. Die Betreuung der von uns begleiteten Menschen mit Beeinträchtigungen im DIG-Wohnhaus Windischgarsten sowie der Bewohner unserer Sozialpsychiatrischen Wohngemeinschaft am Adelsmayrhof wird während der gesamten Krise gewährleistet sein. Und das unter großen Schutzmaßnahmen für die Betroffenen. Das stellt uns vor Herausforderungen – aber es ist gleichzeitig ein besonderes Vorrecht, diese so wertvollen Menschen gut begleiten zu dürfen.

Als ich vor fast sechs Jahren die Verantwortung der DIG-Leitung übernommen habe, war ich überrascht davon, wie unterschiedlich Leute in meiner Umgebung auf Menschen mit Beeinträchtigungen reagieren: Einerseits ist mir viel Wohlwollen und Unterstützung für die Arbeit der DIG begegnet, andererseits treffe ich bis heute regelmäßig Menschen, die sich beim Thema „Behinderung“ sehr unbehaglich, ja unbeholfen fühlen.

Ein Vorwurf ist hier jedoch nicht angebracht. Immerhin hat Schwachheit nur wenig Platz in unserer Leistungsgesellschaft und wird daher oft ausgeblendet. In der Wirtschaft und in der Gesellschaft mag Schwachheit wenig Platz haben – aber aus Gottes Blickwinkel wird ihr ein ganz besonderer Stellenwert zugemessen. Mit anderen Worten: Gott hat Schwachheit zur Chefsache erklärt! Diese göttliche Sichtweise zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel und hat schließlich Christen zu allen Zeiten in ihrem Handeln geprägt. Folgendes geschichtliche Ereignis bringt Gottes Sichtweise sehr plakativ zum Ausdruck:

Rom, Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus. Laurentius, Schatzmeister der damals kleinen und verfolgten christlichen Gemeinde Roms, wird durch Kaiser Valerian verhaftet. Dieser fordert von Laurentius die Auslieferung der Schätze der Kirche. Laurentius stimmt zu und verlangt zum Erstaunen des Kaisers mindestens hundert Wagen, um die Schätze transportieren zu können. An dem Tag, den der Kaiser zur Ablieferung bestimmt hatte, erschienen die hundert Wagen – voll mit alten, kranken, schwachen und beeinträchtigten Menschen. Laurentius zeigt sie dem Kaiser als den wahren Schatz der Kirche. Für seine Vermessenheit wird er hingerichtet.

Mit seiner Handlung hat Laurentius ein treffendes Bild für Gottes Sichtweise gegeben: Schwache und bedürftige Menschen sind in Gottes Augen ein unermesslich wertvoller Schatz, unendlich geliebt.

In der Arbeit der DIG genauso wie in der Evangelischen Gemeinde Kirchdorf wollen wir uns ganz bewusst von Gottes Sichtweise prägen lassen. Daraus folgt nicht nur, dass wir uns in eine allgemein sinnvolle und wichtige Arbeit gestellt sehen, wenn wir Menschen begleiten, die auf Hilfe angwiesen sind. Sondern viel mehr noch, wir haben das große Privileg, jene Menschen zu begleiten, die Gott zur Chefsache erklärt hat.

Gleichzeitig ermutigt mich Gottes Sichtweise ganz persönlich dort, wo ich selber an meine Grenzen stoße. Wenn Gott ein besonderes Augenmerk auf diejenigen legt, die auf Hilfe angewiesen sind, dann hat er auch einen besonderen Blick auf mich, wenn ich an meine Grenzen komme. Gott erlaubt Schwäche. Er erwartet nicht, dass wir als geistliche Superhelden durchs Leben gehen. Als Paulus mit seinen eigenen Begrenzungen und Unzulänglichkeiten kämpft, wird er von Jesus Christus in dieser Schwachheit mit folgenden Worten ermutigt: „Lass dir an meiner Gnade genügen. Denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Kor. 12,9).

P.S.: Der letzte Gottesdienst in Kirchdorf, der vor dem Erlass der Ausgangsbeschränkungen und Versammlungsverbote stattfinden konnte, wurde am 8. März 2020 von Betreuern und betreuten Mitarbeitern der DIG-Tagesheimstätte in Kirchdorf gestaltet. Sehr viele Gäste füllten die Kirche bis zum letzten Platz. Was für ein würdiger Abschlussgottesdienst vor der aktuellen Zwangspause!

Ich bin dankbar

Der Alltag steckt voller Dinge, die nicht so ganz perfekt laufen. Man schafft nicht das, was man sich vornimmt. Die Umstände könnten besser sein – gerade jetzt in der Zeit der Coronavirus-Pandemie. Es gibt eh schon viel zu tun, da passieren noch unvorhergesehene Dinge die uns aufhalten. Egal wieviel offene Punkte man abarbeitet, es kommen mindestens genauso viele wieder neu dazu. Nicht immer fällt es da leicht, dankbar zu sein.

Aber lasst uns kurz innehalten und die Dinge nüchtern betrachten. Es gibt wesentlich mehr Gründe, dankbar zu sein, als wir uns vorstellen können:

                                             Ich bin dankbar…

…für die Steuern, die ich zahle, weil das bedeutet: Ich habe Arbeit und Einkommen.

…für den Urlaub, den ich wegen der Coronavirus-Krise abbauen muss, weil das bedeutet: Ich habe trotz Krise einen Job und darf mich erholen.

…für die Wartezeit beim Arztbesuch, weil das bedeutet: Wir haben ein funktionierendes Gesundheitssystem.

…für die Hose, die ein bisschen zu eng sitzt, weil das bedeutet: Ich habe genug zu essen.

…für den Rasen, der gemäht, die Fenster, die geputzt werden müssen, weil das bedeutet: Ich habe ein Zuhause.

…für die Parklücke, ganz hinten in der äußersten Ecke des Parkplatzes, weil das bedeutet: Ich kann mir ein Auto leisten.

…für die Wäsche und den Bügelberg, weil das bedeutet, dass ich genug Kleidung habe.

…für die Müdigkeit und die schmerzenden Muskeln am Ende des Tages, weil das bedeutet: Ich bin fähig, hart zu arbeiten.

…für meine Schwachheit, an der ich mich stoße. Denn Jesus sagt: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig (2. Kor. 12,9).

…für den Wecker, der morgens klingelt, weil das bedeutet: Mir wird ein neuer Tag geschenkt.

(abgeändert nach einem Artikel von Stefan Rehm)