Was ist dein Fokus?

Der Fokus ist das, worauf ich meine Konzentration lenke. Hier kennen wir viele Begebenheiten im Alltag:

Wenn ich beim Autofahren den Mittelstreifen fixiere, werde ich unweigerlich „mittig“ fahren, also genau dort, wo ich meinen Blick hinlenke.

Jeder Fotograf kennt die Notwendigkeit, beim Erstellen eines Bildes den richtigen Fokus zu setzen. Ein bestimmter Punkt oder Bereich wird dadurch deutlich und scharf, während andere, nicht-fokussierte Bereiche undeutlich und schwammig bleiben.

Und schließlich gibt es bemerkenswerte Langzeitaufnahmen vom Sternenhimmel. Dort scheint es, dass sich die Sterne bewegen (in Wirklichkeit ist es natürlich die Erde, die sich bewegt). Aber ein Stern scheint stillzustehen – der Polarstern. In Relation zur Erde ist die Position dieses Sternes mehr oder weniger fix, daher war er viele Jahrhunderte für die Navigation von Schiffen relevant.

Was wir im Alltag aus so vielen Begebenheiten kennen, prägt auch unser persönliches Leben: Was ich anschaue, prägt mich, steuert mich. Und ganz nebenbei erwähnt: Wer sich zu viel um sich selber dreht, darf sich nicht wundern, wenn ihm schwindlig wird. Ich darf mich entscheiden, wo mein Fokus liegen soll. Und an welchem Fixpunkt ich mich orientieren will.

Wir brauchen einen Fixpunkt, der – so wie der Polarstern – außerhalb von uns selbst liegt und uns deswegen Stabilität geben kann. Die Bibel greift dieses Prinzip mehrfach auf:

„Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens…“ (Hebräerbrief 12,2)

„Die auf Gott sehen, werden strahlen vor Freude…“ (Psalm 34,6)

Oder in Matthäus 14,29 wird uns berichtet, dass Petrus nur so lange auf dem Wasser gehen kann, solange er auf Jesus schaut. Sobald er auf die Wellen blickt, geht er unter.

Oft kann ich die Umstände nicht ändern – aber meinen Fokus sehr wohl. Über all dem steht schließlich die Einladung und Ermutigung: Wir dürfen unseren Blick auf Jesus richten. Er ist beständig und treu. Er ist der Fixstern in unserem großen Universum – und will der feste Bezugspunkt für mein Leben sein.

Weihnachten, wie es wirklich war…

Ist das nicht verrückt? Jahr für Jahr gab es unzählige Stimmen, die sich über den vorweihnachtlichen Stress beklagten. Und dieses Jahr ist es zwar wesentlich ruhiger – unfreiwillig, durch den Lockdown erzwungen – aber der Stress scheint nicht weniger zu sein. Ja, er hat sich verlagert auf ganz neue Bereiche: Auf das Aushalten von Spannungen aufgrund unterschiedlicher Meinungen zu den Corona-Maßnahmen. Und auf das Aushalten von Unsicherheiten aufgrund von Erkrankungen, Krankenhausaufenthalten oder sogar Todesfällen von uns nahestehenden Menschen. War es in den vergangenen Jahren das übervolle Programm, das wir in der Vorweihnachtszeit abspulten, so sind es dieses Jahr Spannungen und Unsicherheiten, die uns die Weihnachtsstimmung zu rauben drohen.

Während sich manche von uns trotz oder auch gerade wegen der aktuellen Herausforderungen ein schönes, harmonisches und gemütliches Weihnachtsfest herbeisehnen, dürfen wir uns von einer Feststellung überraschen lassen: Auch das ursprüngliche Weihnachten, nämlich die Geburt von Jesus Christus vor etwas über 2000 Jahren, war weder besinnlich noch harmonisch und schon gar nicht gemütlich! Die Berichte im Neuen Testament sagen genau das Gegenteil aus.

Lasst uns kurz vor Augen malen, was damals ablief:

Die hochschwangere Maria war mit Josef tagelang auf einem äußerst beschwerlichen Weg unterwegs. Politische Spannungen waren überall greifbar. Erschöpft suchen die beiden eine Unterkunft, finden jedoch keine. Ein Horrorgedanke für all jene, die schon einmal eine Geburt miterlebt haben. Dann war da der Stall, zwar besser als nichts, aber bestimmt nicht ideal für eine Geburt, auch damals nicht. Es war keine gemütliche Zeit, sondern für Maria und Josef eine vermutlich traumatische Belastung, für Mutter und Kind ein purer Überlebenskampf. Es war nicht selbstverständlich, dass beide diese Strapazen überlebten.

Mit dieser ursprünglichen Weihnachtssituation vor Augen kommen wir dem Wesen von Weihnachten viel näher als durch die zahlreichen romantischen Bilder und Darstellungen, die uns geläufig sind. Denn Weihnachten bedeutet von Anfang an ganz schlicht und einfach, dass Gott in eine Welt gekommen ist, in der eben nicht alles gemütlich ist, in der es Leid und Verletzungen gibt, Mühe und Krankheit, Krieg und Streit – eben alles andere als Frieden. In diese Situation hinein kommt Gott durch Jesus Christus.

Nicht um es nur gemütlicher und wärmer zu machen. Sondern um das Problem an der Wurzel zu packen, um die Trennung zwischen Gott und den Menschen zu überbrücken und um uns Menschen damit zu ermöglichen, eine lebendige Beziehung zum allmächtigen Gott zu haben, der uns bedingungslos liebt!

An dieser Stelle wird es ermutigend für uns: Denn genauso wie Gott in eine unruhige Welt kam, bevor auch nur irgendwas schön und besinnlich vorbereitet und geordnet werden konnte, möchte er auch in unser Herz, in unser Leben kommen – so wie wir sind, mit unseren Ecken und Kanten, mit unseren Schwächen, Ängsten, Zerrissenheit und manchen Altlasten. Gott erwartet von uns nicht, dass alles perfekt und harmonisch in unserem Leben ist, er will zu uns kommen so wie wir sind! Das dürfen wir ganz persönlich für uns annehmen und „ja“ sagen, Gott sozusagen die Türe unseres Lebens öffnen und ihm erlauben, in unser Leben hereinzukommen.

Weihnachten war und ist tatsächlich das Fest der Liebe: Nämlich das Fest von Gottes Liebe, die in der Person von Jesus in unsere Welt gekommen ist. Und von dieser Liebe dürfen wir uns beschenken lassen, um davon weiterzugeben.

Liebe ist stark wie der Tod

Der bekannte Autor und Pfarrer Axel Kühner berichtet von einer wahren Begebenheit aus der Zeit der russischen Revolution vor etwas mehr als 100 Jahren:

Liebe und Tod haben etwas gemeinsam. Sie sind unwiderstehlich. Sie haben eine Macht an sich, der sich schließlich alle beugen müssen. Gegen den Tod anzukämpfen ist letztlich genauso aussichtslos wie der Liebe zu entgehen.

Nach der russischen Revolution 1917 tobte mehrere Jahre ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen der konservativen Bevölkerung, den Weißen, und den Kommunisten, den Roten. Zu dieser Zeit ging ein orthodoxer Priester eine Straße entlang und sah, wie Soldaten der Weißen Armee einen kommunistischen Soldaten hinrichten wollten. Der Offizier des Exekutionskommandos sah den Priester und grüßte ihn mit dem üblichen Gruß in Russland: „Segne uns, Vater!“. Der Priester antwortete: „Ich kann einen Mord nicht segnen!“. Die Weißen waren durch die Worte des Priesters betroffen und ließen ihren Gefangenen frei.

Einige Zeit später rief eine Frau den gleichen Priester zu ihrem sterbenden Sohn, um diesen zu begleiten. Als der Priester das Haus betrat, schrie der Sohn wütend: „Ich will keinen Geistlichen! Diese Schmarotzer sollen alle umgebracht werden. Ich bin Kommunist und kann Religion nicht ausstehen.“ Doch dann erkannte er in dem Mann den Priester, der ihm neulich das Leben aus der Hand der Weißen gerettet hatte. „Du hast mir das Leben gerettet. Aber ich hatte den Auftrag, dich umzubringen. Siehst du das Messer auf dem Tisch? Wenn du das gewusst hättest, hättest du dann genauso gehandelt?“

„Auch dann“, antwortete der Priester, „hätte ich keinen Mord gesegnet, denn Gott hat für uns alle Vergebung und Liebe bereit. Seine Liebe ist stärker als der Tod. Nun hat mich Gott ein zweites Mal zu dir geschickt, um dich zu retten.“

Kurze Zeit später war der Mann tot. Doch der ganze Hass war aus seinem Leben gewichen und hatte der Liebe und Versöhnung Gottes Platz gemacht.

„Liebe ist stark wie der Tod!“ (Die Bibel, Hoheslied 8,6)

Fundamente

Baueinsatz beim großen Innenausbau der DIG-Tagesheimstätte in Kirchdorf: Viele ehrenamtliche Helfer treffen sich an einem Samstag, um die ersten Abbrucharbeiten an Innenwänden durchzuführen. In Gesprächen mit dem Baumeister wurde im Vorfeld geklärt, welche Wände bedenkenlos entfernt werden könnten, und wo tragende Wände aufgrund der Statik vorerst stehen bleiben müssten. Ohne vom Fach zu sein leuchtete es sogar mir als Laien ein, dass tragende Wände eine wichtige Funktion für die Statik haben.

Aufgrund einer Besprechung kam ich mit Verspätung zum Baueinsatz dazu – und sah mit Schrecken, wie drei Männer damit begonnen hatten, eine tragende Wand abzureißen. Um weiteren Schaden zu vermeiden eilte ich zu ihnen, um sie auf das Versehen aufmerksam zu machen. Schnell wurde ich jedoch aufgeklärt: Nach einer späteren Absprache mit dem Baumeister wurde die Decke in diesem Bereich abgestützt, die Wand konnte somit tatsächlich bedenkenlos abgerissen werden.

Bei der Statik geht es schlicht und einfach um das, was trägt. Die Basis für jegliche Statik beim Hausbau ist das Fundament. Jede tragende Wand, jedes tragende Element muss in Beziehung zum Fundament gesetzt werden. Es hilft uns schließlich wenig, wenn das Obergeschoß statisch perfekt abgesichert ist, solange darunter keine tragenden Wände vorhanden sind. Die Grundfrage, die uns bei den Planungen und Bauarbeiten regelmäßig beschäftigt, ist daher: Was hält, was trägt?

An besagtem Tag wurde mir nach dem Abriss der abgestützten, tragenden Wand sehr eindrücklich deutlich: Diese Frage betrifft nicht nur das Gebäude, an dem wir gerade arbeiteten, sondern auch mein persönliches Leben. Wir bauen unseren Alltag auf vielen verschiedenen Elementen auf: Beziehungen, Gesundheit, Bildung, Materielles, und vieles mehr. All diese Elemente sind miteinander verbunden. Und sie sind grundsätzlich gut, wir dürfen in sie investieren.

Die Frage ist jedoch: Was hält, wenn einzelne dieser Elemente herausbrechen – so wie wir im Gebäude der Tagesheimstätte manche tragenden Mauern herausgebrochen haben? Was passiert, wenn plötzlich der Job weg ist? Wenn eine Beziehung zerbricht? Oder wenn einem von heute auf morgen die Gesundheit abhanden kommt?

Das Geheimnis eines stabilen Gebäudes ist, dass sein Halt nicht in sich selbst begründet liegt, sondern außerhalb – nämlich im Fundament.

Dieses Prinzip können wir direkt in unser Leben übersetzen: Wirklich tragen kann uns nur etwas, das außerhalb von uns selbst begründet ist, das nicht von unserer Leistung, unserem Besitz, unserer Bildung oder unserer Gesundheit abhängig ist. Etwas das auch dann noch trägt, wenn manches oder vieles in unserem Leben wegbricht.

In der Bibel lesen wir die ermutigende Zusage: „Gott, dir vertraue ich… denn du bist mein Fels“ (Psalm 31,2+4). In unser Bild übersetzt ist der Fels das Fundament. Der Verfasser dieses Psalms hat persönlich erlebt was es heißt, das Leben außerhalb von sich selbst festzumachen, auf einem tragenden Fundament – bei Gott.

Besonders deutlich ist mir das bei der Beerdigung von Hans-Peter Royer geworden, dem früheren Leiter des Tauernhofs in Schladming, der bei einem Sportunfall tödlich verunglückte. Schon zu Lebzeiten hatte er regelmäßig betont, dass der Fels, das Fundament seines Lebens, die persönliche Glaubensbeziehung zu Jesus Christus war. Mehrmals hatte er erwähnt, dass folgender Bibelvers auf seinem Grabstein stehen sollte:

„Christus ist mein Leben, und Sterben mein Gewinn“. (Philipper 1,21)

So ist es schließlich geschehen. Hier geht es nicht um eine Todessehnsucht, sondern schlicht und einfach darum: Wenn das Leben auf einem Fundament steht, das sogar unser Leben überdauert, dann verliert selbst der Tod seinen Schrecken. Denn dann bricht nicht alles zusammen, auch wenn sämtliche sichtbaren Wände des Lebens einstürzen.

Christus ist mein Leben. Das bedeutet: Jesus ist nicht nur der Statiker, der uns erklärt, wie unser Leben stabil sein kann. Sondern er bietet sich selber als Fundament an, das auch dann hält, wenn nichts anderes unserem Leben sicheren Halt geben kann.

Der Gott der zweiten Chance

Ich habe das Vorrecht, das Albanien-Projekt von Schloss Klaus seit seinen Anfängen vor mehr als zwanzig Jahren begleiten zu dürfen. Aus dem ursprünglichen Flüchtlingsprojekt während des Kosovo-Krieges ist mittlerweile eine Freizeitarbeit im albanischen Erseka mit bis zu 2.000 Teilnehmern pro Jahr entstanden, sowie eine internationale sechsmonatige Kurzbibelschule mit Teilnehmern aus Albanien und der ganzen Welt. Ein altes Lagerhaus, das als Flüchtlingsunterkunft eingerichtet werden sollte, blieb nach Kriegsende ohne Verwendung und wurde schrittweise zu einem schönen, attraktiven Freizeitzentrum umgebaut.

So wie dieses Gebäude eine zweite Chance bekam, und zu einer früher nicht geahnten Schönheit und Verwendung geführt wurde, erleben wir in Albanien regelmäßig, wie auch Menschen eine zweite Chance bekommen.

Eines Tages standen zwei vernachlässigte Roma-Mädchen, Julie und Rosela, vor der Evangelischen Gemeinde in Erseka. Sie wurden von den Mitarbeitern nicht nur herzlich aufgenommen, sondern mehrere Jahre lang liebevoll betreut. Bei unseren Projektpartnern lernten sie lesen und schreiben, konnten sich in ihrer Persönlichkeit entwickeln und fanden durch den persönlichen Glauben an Jesus Christus Hoffnung und Perspektiven für ihr Leben. Diese Entwicklung mitzuerleben war für mich sehr bewegend. Aber das war noch nicht das Ende der Geschichte:

Wenige Jahre später standen vier Waisenkinder vor der Tür. Sie sollten auf mehrere Waisenhäuser im Land aufgeteilt werden. Die Christen in Erseka nahmen sich um diese Kinder an, und unerwartet sprach das Gericht unseren albanischen Projektpartnern das Sorgerecht für die Kinder zu. Aus diesen Anfängen ist eine Waisenarbeit entstanden, in der momentan zwölf Waisenkinder vollständig betreut werden, zusätzlich gibt es Nachmittagsbetreuung für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen.

Bei meinem letzten Besuch in Erseka konnte ich miterleben, wie diese Waisenkinder im Alltag betreut werden. Die beiden inzwischen erwachsenen Roma-Mädchen Julie und Rosela haben sich zu tragenden Mitarbeiterinnen entwickelt. Am Tag vor meinem Rückflug nach Österreich erzählte mir eine der beiden sehr bewegt, wie dankbar sie sei: „Ich habe so viel Liebe von den Christen und von Jesus Christus erfahren. Wenn ich daran denke, welche Chance mir Gott gegeben hat, fehlen mir die Worte und ich kann meine Dankbarkeit nicht in Worte fassen! Dass uns Gott trotz unseres hoffnungslosen, zerbrochenen Hintergrundes so geführt und uns Türen geöffnet hat, übersteigt all unser Begreifen…“

Aus menschlicher Sicht waren diese beiden Roma-Mädchen in ihrer Gesellschaft nicht viel wert, und menschlich gesehen hatten sie keine Hoffnung auf ein gutes, positives Leben. Wie ermutigend ist demgegenüber die klare Aussage in der Bibel über Gottes Sichtweise: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7). Das ist in mehrfacher Hinsicht befreiend:

Einerseits gibt uns Gott eine Chance, wo uns Menschen keine Chance geben. In unserer Gesellschaft gibt es ganz bestimmte Vorstellungen davon, wie man sein muss um wertvoll zu sein. Diesen menschlichen Standard erreichen viele von uns nicht immer. Aber Gott sieht uns ganz anders, er liebt uns so, wie wir sind.

Andererseits brauchen wir Gott nichts vorzumachen, er kennt uns ja sowieso bis in unser tiefstes Inneres. Und weil wir ihm nichts vormachen können, müssen wir uns auch nicht damit abmühen. Er kann gut mit unseren Schwächen, unseren Fehlern, unserem Versagen umgehen. Das einzige, was Gott hier von uns fordert ist, dass wir damit zu ihm kommen, dass wir alles, was uns von ihm trennt, bei ihm abgeben.

Hier schließt sich der Kreis: Die unantastbare Menschenwürde, der unermessliche Wert, den die sogenannte „hoffnungslose Fälle“ in Albanien erhalten hatten, gilt auch uns. Jedem von uns. Unabhängig von unseren Schwächen, Fehlern und Defiziten liegen unser Wert und unsere Würde darin begründet, dass uns Gott unendlich liebt und uns so annimmt, wie wir sind. Bei ihm sind wir mit all unseren Defiziten bestens aufgehoben.

Wenn nicht alles glatt läuft

Manchmal läuft alles glatt. Ganz oft aber ist genau das Gegenteil der Fall. Kennt ihr diese für das Leben so typischen Situationen, wo manches hakt und sich spießt, wo die Dinge mühsam sind und eben nicht glatt laufen? Der Autor und Pfarrer Axel Kühner berichtet von dem Erlebnis einer Missionarin, das für ihn hier zum Augenöffner wurde:

Eine Missionarin in Taiwan kümmerte sich intensiv um eine Siedlung von Leprakranken. Als ihr einmal eine größere Summe Geld zur Verfügung stand, ließ sie die Wege der Siedlung, die sich bei Regenwetter in tiefen Morast verwandelten und für kranke Füße unbegehbar wurden, neu machen und betonieren. Sie freute sich auf die glatten Wege und war sehr enttäuscht, als sie sah, dass die neuen Straßen nicht glatt wurden, sondern dass man sie aufraute. Sie beschwerte sich, wurde dann aber belehrt: „Wenn die Wege nicht rau sind, fallen die Leute mit ihren kranken Füßen hin, weil sie mit ihren Stöcken ausrutschen!“.

Das bewegte die Missionarin sehr. Am Abend erzählte sie ihrem Mann davon. Nachdenklich fügte sie hinzu: „Macht Gott unsere Wege deswegen auch manchmal ein bisschen rau, damit unsere kranken Füße und Stützen nicht ausrutschen, sondern Halt finden?“

Wir wünschen uns glatte und ebene Wege, die ohne Mühe zu gehen sind. Wir denken, alles müsse glatt und schnell gehen. Und doch sind es manchmal die rauen Wege, die uns davor bewahren, auf dem Weg durch unser Leben auszugleiten und hinzufallen.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.“ (Psalm 121,3)