Unsere Chance in der Krise

Ich habe gerade den Eindruck, dass Gott die Welt einbremst und uns allen Gelegenheit gibt, aus dem Hamsterrad des Alltags auszubrechen und neue Perspektiven zu bekommen. Es ist Neuland für uns alle, es ist befremdlich, für manche Angst einflößend, auf jeden Fall sehr ungewohnt für uns.

Wir sind eine Generation sehr privilegierter Leute, denn zu unseren Lebzeiten hat es nie größere gesellschaftliche Herausforderungen gegeben – jetzt haben wir eine und es gilt sie anzunehmen!

Jede Krise ist eine Chance und ich bete, dass die Leute, die innehalten müssen und Gott nicht kennen, sich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben besinnen und nach Gott fragen. Möge Gott ihnen begegnen – so wie es jeder Einzelne braucht.

Vielleicht dürfen auch wir, jede von uns, einen Teil dazu beitragen – auf welche Weise auch immer, das wird Gott uns zeigen.
Vielleicht ist es auch dran, dass wir Christen unser Leben entrümpeln, unsere Aktivitäten überdenken und uns neu ausrichten – jetzt ist die Gelegenheit dazu.

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Hier noch ein Text, den die Referentin unserer letzten Frauentagung hier am Schloss, Nicola Vollkommer,  verfasst hat und den ich sehr gut finde. Den Ausspruch von Luther hatte sie nur Englisch – ich hab versucht ihn zu übersetzen…

Fragmente aus der Wüste

Aufgaben auf Eis gelegt, Veranstaltungen abgesagt, Reisen gecancelled, wir sind plötzlich auf unser unmittelbares kleines Umfeld reduziert. Ein Test für die Seelenhygiene. Beten für die, die krank sind oder die die Einschränkungen es schlimmer erwischt, und das sind viele. Schauen nach denen, die uns anvertraut sind. Zeit, auszuräumen, zu entrümpeln, das neu zu schätzen, was wir eingekauft haben. Bescheidener planen. Überlegen, ob das Leben, wenn es drauf ankommt, auch ohne Toilettenpapier und Pralinen weitergehen kann. Wege schaffen, wie Gemeinde ohne große Versammlungen weiterleben und gedeihen kann. Die Kirche im Wohnzimmer lässt grüßen.

Ouch! Wenn Gott zulässt, dass unsere Pläne durchkreuzt, unsere abgesicherten Abläufe und bewährten Routinen unterbrochen, unsere Wünsche nach einem berechenbaren Alltag in den Wind geschlagen werden …. das sind die Zeiten, in denen wir glauben lernen.

– Ihn suchen, um seinetwillen und nicht weil wir etwas von ihm haben wollen.
– Kontrollverlust aushalten. Wir sind nicht Gott. Er kann es besser. „Er sitzt im Regimente.“
– Uns fragen, ob wir es ernst meinten, als wir sangen, „Jesus, du allein bist genug.“
– Lobpreislieder und Choräle singen.

Und hier, mit lieben Segensgrüßen von mir, Martin Luthers Reaktion auf die schwarze Pest, die schlimmste Pandemie der Weltgeschichte.

„I shall ask God mercifully to protect us. Then I shall fumigate, help purify the air, administer medicine and take it. I shall avoid places and persons where my presence is not needed in order not to become contaminated and thus perchance inflict and pollute others and so cause their death as a result of my negligence. If God should wish to take me, he will surely find me and I have done what he has expected of me and so I am not responsible for either my own death or the death of others. If my neighbor needs me however I shall not avoid place or person but will go freely as stated above. See this is such a God-fearing faith because it is neither brash nor foolhardy and does not tempt God.“ 
The Annotated Luther, Volume 4: Pastoral Writings, page 404.

Ich bitte Gott darum, dass er uns gnädig bewahren möge. Dann räuchere ich die Räume aus, helfe mit die Luft zu reinigen, besorge Medizin und nehme sie. Ich vermeide Plätze und Personen, wo meine Gegenwart nicht gebraucht wird, um nicht infiziert zu werden;  und dann in der weiteren Folge andere anstecke und ihnen Schaden zufüge, indem ich ihren Tod verursache aufgrund meiner Nachlässigkeit. Wenn Gott mich wegnehmen will, so wird er mich gewiss finden – aber dann habe ich getan, was er von mir erwartet hat; so bin ich nicht verantwortlich weder für meinen Tod, noch für den Tod anderer. Aber wenn mein Nachbar mich braucht, werde ich nicht den Ort und auch nicht die Person meiden und werde in aller Freiheit dorthin gehen. Das ist ein Glaube, der Gott fürchtet, denn er ist weder dreist noch töricht und versucht Gott nicht.“

Mein Kopf sagt ja …

wunderbare Schöpfung

Mein Verstand sagt: Der Kühlschrank ist gut gefüllt, wir haben genügend Vorräte und das Marmelade wird uns die nächsten Monate sicher nicht ausgehen. Jeden Tag höre ich die Zusicherungen, dass die Geschäfte ausreichend gefüllt sind und alles verfügbar ist. Wir leben auf dem Land, haben einen schönen Garten, der uns mit Beschäftigungstherapie versorgt und es gibt wunderschöne Wege zum Walken in der Umgebung. Ich habe allen Grund zuversichtlich und gelassen zu sein.

Und doch sind in meinem Inneren auch andere Stimmen. Sie melden sich von Zeit zu Zeit mit ihren Zweifeln, ob die Zuversicht meines Verstandes wirklich so berechtigt ist. Ich höre diesen Stimmen eine Weile zu und merke, wie meine Stimmung in den Keller geht. Sorgen machen sich breit. Wie lange wird diese Ausnahmesituation noch gehen? Wer von unserer Familie wird davon betroffen sein? Ich gehöre bereits zur Risikogruppe und so manche meiner Verwandten haben ein extrem hohes Risiko, wenn sie infiziert werden. Wie werden wir das wirtschaftlich verkraften? Was kommt nach der Krise?

Ich merke, dass sich mein Sorgenfass füllt, sobald ich diesen Fragen Raum gebe. Was wäre wenn…

Ich freue mich, dass in solchen Momenten noch eine Stimme da ist, die sagt: STOPP! Du hast einen himmlischen Vater, der für dich sorgt! Bleib nicht in den Gedanken um morgen hängen. Das Morgen hast du nicht in der Hand. Gott wird für dich sorgen.

Ein Bibelvers, der mich schon seit einiger Zeit begleitet, steht im Matthäusevangelium. Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt. (Matth. 6/34 )

Diese innere Stimme erinnert mich auch an eine Stelle im Philipperbrief. Phil. 4 / 6 + 7: Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft in jeder Lage zu Gott beten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm. Dann wird Gottes Friede, der all unser Verstehen übersteigt, eure Herzen und Gedanken bewahren, weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid.

Immer wenn ich diese Stimme in mir wahrnehme, die mir sagt, dass ich Grund zum Danken habe und alle meine Anliegen vor Gott bringen darf, dann verändert sich meine Blickrichtung. Ich richte meinen Fokus bewusst auf Dinge, für die ich danken kann. Da ist eine Blüte, die heute neu aufgeblüht ist. Die Nachbarin hat mir aus der Ferne freundlich zugewunken. Da war ein motivierendes Mail, worüber ich mich freute.

An manchen Tagen ist diese Veränderung des Fokus Schwerarbeit, manchmal fällt es mir ganz leicht.

Ich glaube, ich bin nicht die Einzige, der es so geht. Es scheint ein altes menschliches Thema zu sein. Sonst würde nicht im Psalm 42,6 stehen:

Warum nur bin ich so traurig? Warum ist mein Herz so schwer? Auf Gott will ich hoffen, denn ich weiß: Ich werde ihm wieder danken. Er ist mein Gott, er wird mir beistehen!

Bibeltext Matth. 6/ 25 – 34 »Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euren Lebensunterhalt, um Nahrung und Kleidung! Bedeutet das Leben nicht mehr als Essen und Trinken, und ist der Mensch nicht wichtiger als seine Kleidung? 26 Seht euch die Vögel an! Sie säen nichts, sie ernten nichts und sammeln auch keine Vorräte. Euer Vater im Himmel versorgt sie. Meint ihr nicht, dass ihr ihm viel wichtiger seid? 27 Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern. 28 Weshalb macht ihr euch so viele Sorgen um eure Kleidung? Seht euch an, wie die Lilien auf den Wiesen blühen! Sie mühen sich nicht ab und können weder spinnen noch weben. 29 Ich sage euch, selbst König Salomo war in seiner ganzen Herrlichkeit nicht so prächtig gekleidet wie eine von ihnen. 30 Wenn Gott sogar die Blumen so schön wachsen lässt, die heute auf der Wiese stehen, morgen aber schon verbrannt werden, wird er sich nicht erst recht um euch kümmern. Vertraut ihr Gott so wenig? 31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: ›Werden wir genug zu essen haben? Und was werden wir trinken? Was sollen wir anziehen?‹ 32 Nur Menschen, die Gott nicht kennen, lassen sich von solchen Dingen bestimmen. Euer Vater im Himmel weiß doch genau, dass ihr dies alles braucht. 33 Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen. 34 Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt. Brigitte Malzner

Aber seid getrost (Joh 16, 33)

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Es sind Zeiten angebrochen, Zeiten, an die wir nicht einmal im Traum gedacht hätten. Sie erinnern mich an die Zeit, als ich noch Kriegskind war, Nachkriegs- und Flüchtlingskind. Das waren Jahre, die ich erlebt und überlebt habe. 

Nun brechen fast über Nacht Ereignisse über uns herein, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Ereignisse, die Unsicherheit bringen und vielen Angst machen.  

Angst scheint zu unserem Leben dazu zu gehören. Mal weniger, mal mehr; mal schwächer und mal stärker. Das scheint für unser Menschsein realistisch zu sein, so, wie es die Bibel auf den Punkt bringt: „In der Welt habt ihr Angst,…“ (Joh 16, 33) So hat es Jesus mit seinen eigenen Worten formuliert. Er weiß, wie es uns gehen kann und wie es manchmal in uns aussieht. Wie eben auch jetzt. 

Ja, mancher hat vielleicht mehr Angst, als er sich selbst eingesteht. Das ist aber nur der erste Teil der Botschaft Jesu. („In der Welt habt ihr Angst,…) Doch dann heißt es weiter: „…, ABER SEID GETROST“. Hier finden wir gegen all das Schwere und Schmerzliche das göttliche „ABER“. Ja, „hier auf Erden werdet ihr viel Schweres erleben“, wie es in einer anderen Übersetzung heißt. Und dann weiter: „Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden“. Die Welt überwunden mit ihrer Angst, mit ihren Schrecken und mit ihren zurzeit nicht gerade sehr verheißungsvollen Aussichten.  

Aber wir dürfen voll Zuversicht nach vorne schauen, weil wir einen Gott haben, der unsere Zuversicht ist, unsere Zuflucht, wie wir es in Psalm 91, 9 lesen können: „Denn der Herr ist deine Zuversicht; den Höchsten hast du zu deiner Zuflucht gemacht.“ 

Zuversicht brauchen wir in diesen Tagen und einen Zufluchtsort, der uns getrost macht und Geborgenheit erleben lässt. Bei und in Gott kann das Wirklichkeit werden!  

aus Psalm 73 (EKG 733)

Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei deiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herr, dass ich verkündige all sein Tun

(c) Markus Weikl

Wer bestimmt mein Leben

Wolken ziehen vorüber

Nach Jahrzehnten, wo sich unser Denken um Wohlstand und „alles ist machbar“ gedreht hat, wurde letzte Woche unser Gesellschaftsleben auf Null gestellt. Darauf waren wir nicht vorbereitet.

Es ist eine Situation, die für unsere Generation völlig neu ist. Wir haben keine Erfahrung damit und das macht die Menschen unsicher. Der Tagesablauf, die Gespräche und unser ganzes Denken werden zur Zeit vom Corona Virus beherrscht.

Der Virus hat seinen Namen, weil seine Oberfläche wie eine Krone aussieht. Mit dieser Krone nimmt er sich scheinbar das Recht, in unser Leben einzudringen. Er hat sich zum König dieser Welt gemacht. Und Herrscher haben es an sich, dass sie unser Leben bestimmen wollen.

In einer Zeit, in der sich viele Menschen fragen, wie es weitergehen wird, brauchen wir nicht nur eine Regierung, die gute Entscheidungen trifft. Wir müssen auch darauf achten, wer über unsere Gedanken und unsere Emotionen regiert. Unsere Seele braucht einen König, der uns Stabilität gibt, dem wir vertrauen können.

500 Jahre vor Christi Geburt kündigte der Prophet Sacharja das Kommen eines Königs an, der völlig anders ist als die Könige dieser Welt.

Sacharja 9/10, Seht, euer König kommt zu euch! Er bringt Gerechtigkeit, Gott steht ihm zur Seite.

Jesus hat uns seinen Frieden zugesagt, wenn wir ihm vertrauen. Diesen Frieden brauchen jetzt, wo die äußeren Umstände so sind, dass sich in uns Unruhe und Ängste breitmachen wollen.

Da bekommen manche Aussagen in der Bibel besondere Bedeutung:

Mt 11,28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

Phil.4/6-7 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.

Jesus selber sagte diesen Frieden zu, bevor er den Weg ans Kreuz antrat.

Ich erlebe diesen Frieden ganz besonders, wenn ich in der Bibel lese. Da spüre ich:

Jesus ist der Fels, der mir Stabilität gibt. Er sorgt für mich.

Er ist der Herrscher, der mein Leben und mein Denken bestimmen soll, unabhängig von den äußeren Umständen.

Ich wünsche euch Gottes Segen und dass sein Friede eure Gedanken bestimmt.

Helmut Malzner

Spuren hinterlassen

Keine Frage – die jetzige Situation in unserem Land ist anders. Wie an vielen Orten auf der Welt. Was heute noch absehbar ist, kann morgen schon wieder völlig anders sein. Das macht uns Menschen unsicher. Wie gerne planen wir doch unseren Weg, wollen die nächsten Schritte schon erkennen können und auf möglichst alles vorbereitet sein.

Die kommenden Wochen mit ihren weitreichenden Maßnahmen werden Spuren hinterlassen: im Zusammenleben der Menschen, in der Politik, in der Wirtschaft, … Da können wir uns sicher sein. Wie tief diese Spuren jedoch sein werden, ist aber noch ungewiss. Niemand kann dafür eine Garantie abgeben. Mit dieser Unsicherheit werden wir eine gewisse Zeit lang leben müssen.

Wie froh, dankbar und zuversichtlich können wir sein, wenn wir in der Bibel lesen. Im Brief an die Hebräer, in Kapitel 13 Vers 5, steht nach einer Reihe an Ermahnungen an die Christen geschrieben: „Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen!“

Diese Worte sind ein Zusage Gottes. Sie sind sein festes Versprechen an uns, die wir an ihn glauben und ihm vertrauen. Bei allem was kommt: er ist da!

Und dies gilt auch heute noch! Welchen Weg wir jetzt auch gehen müssen, er wird an unserer Seite sein! Wir brauchen diese Bedrohung nicht alleine durchzustehen. Das werden wir auch nicht schaffen. Und unser himmlischer Vater, der uns liebt, weiß das nur zu gut. Darum seine Zusage. Darum seine Gegenwart. Darum auch sein „Mitgehen“.

euer Markus Weikl