Das Babykamel

Um auf andere Gedanken zu kommen und nicht nur über Corona-Nachrichten nachzudenken, geht es in diesem kurzen Impuls nicht um ein Virus, sondern um Kamele!

Das kleine Babykamel fragt seine Mutter: „Du Mami, warum habe ich so lustige ‚Dreizehenfüße‘?“

„Weißt du Sohn“ antwortet die Mutter, „die Zehen helfen dir auf dem weichen Wüstensand zu stehen, wenn du quer durch die Wüste wanderst.“

Einige Minuten später kommt bereits die nächste Frage: „Mami, warum habe ich so lange Augenlieder?“

„Die schützen deine Augen vor dem Sand auf deinen Wanderungen durch die Wüste.“

Nach einer Weile fragt das Babykamel schon wieder: „Mami, wozu sind diese großen Höcker auf meinem Rücken?“

Die Mutter wird schon langsam ungeduldig mit ihrem kleinen Sohn, antwortet ihm aber: „Nun, deine Höcker speichern viel Wasser, so brauchst du für lange Zeit kein Wasser in der Wüste.“

„Wow, das ist ja toll!“ sagt das kleine Kamel. „Wir haben Spezialfüße, damit wir nicht im Sand einsinken, Augenlieder, die unsere Augen vor Sandstürmen schützen und Höcker, die Wasser speichern… aber Mami?“

„Ja, Sohn?“

„Warum sind wir im Zoo?“

Gott schuf uns Menschen mit einer Absicht. Er stattete jeden von uns mit einer Fülle von Gaben aus, um in dieser Welt ein Spiegel seiner Herrlichkeit sein zu können. Aber wir leben nur allzu oft gemütlich im Zoo, genießen das Leben, sind dabei aber am komplett falschen Platz.

Im Zoo zu leben ist nicht schlecht, aber Gott schuf die Kamele nicht für den Zoo. Außerhalb des Willens Gottes zu leben muss auch nicht zwangsläufig „schlecht“ sein, aber ein wirklich erfülltes Leben ist es nicht. Ein Leben im Überfluss (Johannes 10,10) gibt uns Jesus, wenn wir in Seinem Willen leben. Das ist der Ort, an den wir hingehören… Es gibt nichts Spannenderes, als am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Hast du nicht auch Sehnsucht danach, oder bleibst du lieber im Zoo?

Segen – Last und Freiheit

In unserer Gemeinde, aber auch in nahestehenden Werken wie etwa Schloss Klaus, dürfen wir Zeugen sein, wie in den vergangenen Jahren vieles gewachsen ist: Neue Arbeitszweige, erfolgreich abgeschlossene Bauprojekte, viele ermutigende Begegnungen und Erlebnisse mit Menschen, die erstmals oder wieder ganz neu auf Jesus Christus aufmerksam gemacht wurden und sich auf ihn eingelassen haben. Das ist großartig und gibt uns jede Menge Gelegenheiten, Gott dafür zu danken und ihn zu loben.

Der Blick nach innen schaut manchmal etwas anders aus: Neue Projekte und Arbeitszweige wurden nicht einfach begonnen, sondern es war jedes Mal ein Ringen um die richtige Entscheidung, immer die Frage nach dem, was von Gott her dran ist. Und während vieles von außen spannend und motivierend erlebt wird, fühlt sich neue, zusätzliche Arbeit für die beteiligten Personen nicht immer wie ein Segen an. Es scheint manchmal, dass immer mehr Last auf die gleichen Schultern drückt.

Ja, es ist ein Segen, über Projekte und Arbeitszweige an vorderster Front in Gottes Arbeit mit eingebunden zu sein. Aber es kostet etwas. Und im Alltag fühlt sich dieser zusätzliche Aufwand nicht für jeden wie ein Segen an. Und da kann sich schon mal die leise Frage rühren: Kann das wirklich von Gott sein? Oder haben wir etwas falsch verstanden? Denn wenn Gott segnet, müssten sich die Dinge ja ineinander fügen, Gott müsste den Weg bereiten und die Last tragen.

Bei einer christlichen Konferenz zum Thema Leiterschaft bin ich unerwartet über einen Bibeltext gestoßen, der für mich persönlich diese gerade angesprochene Spannung richtiggehend aufgelöst hat – die Spannung zwischen Segen uns Last!

In 5. Mose 1,9-10 berichtet Mose: „Da sprach ich zur selben Zeit zu euch: Ich kann euch nicht allein tragen. Der HERR, euer Gott, hat euch so zahlreich werden lassen, dass ihr heute seid wie die Menge der Sterne am Himmel.“ Mose berichtet rückblickend, wie er zwischenzeitlich fast an der Führungsverantwortung für das große Volk zerbrochen ist.

Aber ausgerechnet die Größe des Volkes ist ganz eindeutig die Er­füllung einer Verheißung – eines Segens, der Abraham und seinen Nach­kommen zugesagt ist: „Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen?“, spricht Gott zu Abraham. „So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!“ (1. Mose 15,5). Mose erlebt die Erfüllung dieser Verheißung – und er leidet unter der Last des Segens.

Dieser Gedanken hat er mich nicht mehr losgelassen und mir ist bewusst geworden, dass sich der Zusammenhang zwischen Segen und Last wie ein Prinzip durch die Bibel zieht, und auch durch mein Leben. Was bedeutet das konkret?

1. Gott ist ein segnender Gott

Von Anfang an begegnet uns Gott in der Bibel als ein segnender, beschenkender Gott. Wo auch immer wir in der Bibel von Segen lesen, schwingt dabei Gottes Herrlichkeit mit, und gleichzeitig auch die Beziehung zu ihm. Segen bedeutet: Gott legt von seiner Herrlichkeit auf den Menschen. Es gibt keine Segensautomatik. Es gibt auch keine Segensgarantie. Segen ist etwas sehr umfassendes. Segen ist nicht an Dingen festzumachen, sondern ergibt sich viel mehr aus unserer Beziehung zu Gott, durch die vieles im Leben – sogar und gerade auch Schwierigkeiten und Herausforderungen – mir zum Segen werden darf.

Aber dann kommt die zweite Seite der Medaille ins Spiel: Nicht selten entpuppt sich Segen als anstrengend, ja bis hin zu einer gefühlten oder tatsächlichen Überforderung.

2. Wenn der Segen zur Last wird

Segen dient nämlich nicht (nur) dem Selbstzweck, son­­­dern bringt ganz oft eine neue Verantwortung und somit auch Arbeit mit sich. Segen ist nicht zu verwechseln mit Wellness. Die biblischen Beispiele dazu sind zahl­reich: Kinder sind ein Geschenk (Ps. 127,3) – aber alle Eltern wissen, wie fordernd die Auf­gabe als Eltern sein kann. Wer durch materielle Reichtümer gesegnet ist, hat damit gleichzeitig viel Verantwortung (z.B. Lk. 12,48). Diese Liste lässt sich erweitern.

Natürlich kann und darf mir Segen gut tun, ich darf ihn auch für mich genießen. Aber die Bibel spricht vielmehr von der Selbstverständlichkeit, dass Segen weitergegeben wird und andere daran teilhaben können. Es ist gut und auch befreiend, wenn wir uns bewusst sein können, dass wir selber am meisten beschenkt sind, wo wir andere an dem Segen teilhaben lassen! Geteilter Segen ist doppelter Segen. Oder eigentlich noch viel mehr, ein vielfacher Segen!

Aber was sollen wir tun, wenn die Last, die mit dem Segen einhergeht, zu groß für uns wird, wir uns überfordert fühlen? Diese Spannung führt uns zum dritten Gedanken:

3. Gott macht den Weg frei

In 5. Mose 1,11-13 lesen wir in wenigen Worten, dass sich Mose mit seiner Last versöhnt hat, und wie er einen Weg gefunden hat, damit umzugehen. Was hier nur skizziert wird, wird uns in 2. Mose 18 im Detail berichtet: Sein Schwiegervater Jitro kommt zu Besuch und entpuppt sich als perfekter Coach. Diese Begegnung ändert alles für Mose. Aus der bisherigen Überforderung, aus der er selber keinen Ausweg mehr gesehen hatte, öffnet sich plötzlich eine Möglichkeit, um mit der Last des Segens umzugehen, um sie zu bewältigen. Was ist passiert? Eigentlich nichts spektakuläres, sondern 3 ganz praktische, fast unbedeutend wirkende Dinge:

  • Hilfe von außen: Mose steckt so tief drinnen in seinem Alltag, dass er die Perspektive verliert. Jitros nüchterner Blick von außen bringt Mose eine neue, befreiende Perspektive nahe. Auch wir brauchen solche Jitros in unserem Leben: Menschen, die uns wohlgesonnen sind und von denen wir Rat annehmen können.
  • Nicht so weitermachen wie bisher: Wie ist Mose in seine Schwierigkeiten gekommen? Indem er weitergemacht hat wie bisher, und sein Verhalten nicht an die neuen Gegebenheiten angepasst hat. Das Grundproblem ist also meistens nicht die Fülle an Aufgaben, sondern dass wir weitermachen wie bisher und die Perspektive verlieren, wie wir damit umgehen können. Was ist denn die eigentliche Last? Nicht der Segen selber, sondern unsere Unfähigkeit, dem Segen gerecht werden zu können.
  • Ein Schritt nach dem anderen: Was macht Mose? Er macht einen Schritt nach dem anderen, wählt Leute aus, denen er Verantwortung delegieren kann, teilt das Volk in überschaubare Organisationseinheiten ein usw. Jeder dieser Schritte für sich bringt noch keine Lösung, aber die Summe der Schritte verändert alles. Wenn uns ein riesengroß scheinendes Problem regelrecht lähmt, dürfen wir unseren Blick einfach auf den nächsten Schritt lenken. Und einen Schritt tun, danach den nächsten. In der Bergpredigt in Mt. 6,34 sagt Jesus: „Macht euch keine Sorgen um den nächsten Tag! Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt.“ (NGÜ). Das ist eigentlich genau dieses Prinzip: Heute kann ich einen Schritt machen und brauche mich nicht von den Sorgen von morgen lähmen lassen.

Wo auch immer wir den Eindruck haben, dass Segen anstrengend ist, zu einer Last wird die uns überfordert, dürfen wir mit der Gewissheit zu Gott kommen und mit seiner Kraft rechnen. Wie befreiend und ermutigend!

In Zeiten wie diesen

„Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin.“ (Psalm 46,11)

Gott will sich in Zeiten wie diesen auf besondere Weise Gehör verschaffen und ruft uns zu: „Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin“. Ein Gott, der von den Ereignissen weder überrascht noch überfordert ist. Ein Gott, der sich durch diese Situation Gehör verschaffen will und der Menschheit mit diesem globalen Sabbat, der durch die Coronakrise verursacht wurde, eine Chance zur Rückbesinnung auf ihn gibt. Ein Gott, der sich jedem mittendrin als Zufluchtsort und Kraftort anbietet.

Daniel Schulte ist „einer von uns“: Während seiner Zeit als Bibelschulleiter von Schloss Klaus war er Mitglied der Evangelischen Gemeinde Kirchdorf, jetzt lebt er mit seiner Familie in Südtirol. In dieser Online-Predigt nimmt er Bezug auf Psalm 46, will uns überraschen mit den Schätzen, die dieser Psalm birgt, und zur gleichen Zeit die Aktualität von Gottes Wort näher bringen und kostbar machen:

Herrliche Schwachheit

„Diesen kostbaren Schatz tragen wir in uns, obwohl wir nur zerbrechliche Gefäße sind. So wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.“ (2. Kor. 4,7)

Die Fehler anderer fallen schneller auf als die eigenen. Aber die eigenen Fehler schmerzen mehr als andere. Wer mit seinen Fehlern, seinen eigenen Begrenzungen hadert, ist damit in guter Gesellschaft. Denn vermutlich kennen wir alle dieses Gefühl, wenn wir irgendwo an unsere eigenen Grenzen kommen und uns unserer Unzulänglichkeit schmerzlich bewusst werden.

Gott geht ziemlich entspannt mit unseren Grenzen um, das ist schon bemerkenswert. Wenn wir aufmerksam die unterschiedlichen Charaktere der Bibel anschauen, kommen wir unweigerlich zu folgendem Schluss: Das größte Problem sind eigentlich nicht die Fehler selber. Sondern das eigentliche Problem liegt fast immer dort, wo sich Menschen mit ihren Fehlern nicht an Gott wenden. Das ist ermutigend. Gott kennt mich und weiß um meine Fehler und Grenzen. Er nimmt mich aber nicht nur trotz meiner Grenzen an, sondern oft – vielleicht sogar viel öfter als wir jemals ahnen werden – verwendet er unsere Begrenztheit, um sich zu verherrlichen und groß zu wirken.

Folgende Illustration von einem unbekannten Verfasser macht für mich deutlich, wie unsere Schwachheit zum Segen werden kann, weil Gott sie verwendet:

Ein Wasserträger in Indien hatte zwei große Töpfe. Sie hingen an den beiden Enden einer langen Stange, die er über seinen Rücken legte. Einer der beiden Töpfe hatte einen Riss. Aufgrund seiner Armut war es dem Wasserträger nicht möglich, diesen Topf zu reparieren, geschweige denn zu ersetzen. Auf dem langen Weg vom Fluss bis zum Haus seines Herrn verlor der beschädigte Topf immer die Hälfte seines Inhaltes. Zwei ganze Jahre brachte der Wasserträger seinem Herrn nur eineinhalb Töpfe Wasser. Er schämte sich dafür, dass er nicht in der Lage war, mehr mitzubringen.

Nach dem zweiten Jahr haderte der Wasserträger mit sich und seinem Unvermögen. Aber auch mit seinem Herrn, der ihn zwar bezahlte, aber nicht ausreichend Mittel für einen neuen Topf zur Verfügung stellte. Eines Tages nahm der Wasserträger den gesamten Mut zusammen und sagte seinen Herrn: „Ich habe versagt. Ich bringe dir weniger Wasser als ich sollte. Aber erlaube mir eine Frage: Warum bezahlst du nicht einen neuen Topf für mich, mit dem ich eine viel bessere Arbeit für dich verrichten könnte?“

„Komm mit“, erwiderte sein Herr und führte den Wasserträger den Weg entlang, der von seinem Haus bis zum Fluss führte. „Fällt dir etwas auf?“ Und tatsächlich, obwohl er diese Strecke bereits so oft gegangen war, nahm der Wasserträger plötzlich etwas wahr, das er bisher übersehen hatte: Auf der einen Seite des Weges wuchsen Blumen, nicht üppig aber fast durchgehend, währen die andere Seite trocken und kahl war. Der Herr sagte zum Wasserträger: „Ist dir aufgefallen, dass nur auf der einen Seite des Weges Blumen wachsen? Jeden Tag hast du ihnen die Feuchtigkeit gespendet, die der Topf mit dem Riss verlieren musste. Ich habe immer um deinen Mangel gewusst. Ich habe ihn bewusst in Kauf genommen, um etwas Schönes zu schaffen. Ich habe auf der Seite des Weges Blumen gesät, und du hast sie jeden Tag, wenn du das Wasser vom Fluss geholt hast, gegossen. Nicht nur ich, sondern auch viele andere, die diesen Weg gehen, freuen sich an ihnen. Das verdanken wir deinem Topf, der nicht perfekt ist, ja sogar gebrochen. Aus ihm entstand etwas Wunderbares, weil ich es zuließ.“

Im 2. Korintherbrief schreibt Paulus davon, dass wir eigentlich nur zerbrechliche Gefäße sind. Egal wo Gott wirkt, tut er das nicht wegen unserer Stärke, sondern durch seine Stärke in unserer Schwachheit. Wie ermutigend! Und was für ein Horizont darf sich uns damit auftun. Wir dürfen gespannt darauf sein, wie Gott unsere Schwachheit und unsere Grenzen verwenden will, um etwas Wundervolles daraus zu machen!