Der Alltag steckt voller Dinge, die nicht so ganz perfekt laufen. Man schafft nicht das, was man sich vornimmt. Die Umstände könnten besser sein – gerade jetzt in der Zeit der Coronavirus-Pandemie. Es gibt eh schon viel zu tun, da passieren noch unvorhergesehene Dinge die uns aufhalten. Egal wieviel offene Punkte man abarbeitet, es kommen mindestens genauso viele wieder neu dazu. Nicht immer fällt es da leicht, dankbar zu sein.
Aber lasst uns kurz innehalten und die Dinge
nüchtern betrachten. Es gibt wesentlich mehr Gründe, dankbar zu sein, als wir
uns vorstellen können:
Ich bin dankbar…
…für die Steuern, die ich zahle, weil das bedeutet: Ich habe Arbeit und Einkommen.
…für den Urlaub, den ich wegen der Coronavirus-Krise abbauen muss, weil das bedeutet: Ich habe trotz Krise einen Job und darf mich erholen.
…für die Wartezeit beim Arztbesuch, weil das bedeutet: Wir haben ein funktionierendes Gesundheitssystem.
…für die Hose, die ein bisschen zu eng sitzt, weil das bedeutet: Ich habe genug zu essen.
…für den Rasen, der gemäht, die Fenster, die geputzt werden müssen, weil das bedeutet: Ich habe ein Zuhause.
…für die Parklücke, ganz hinten in der äußersten Ecke des Parkplatzes, weil das bedeutet: Ich kann mir ein Auto leisten.
…für die Wäsche und den Bügelberg, weil das bedeutet, dass ich genug Kleidung habe.
…für die Müdigkeit und die schmerzenden Muskeln am Ende des Tages, weil das bedeutet: Ich bin fähig, hart zu arbeiten.
…für meine Schwachheit, an der ich mich stoße. Denn Jesus sagt: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig (2. Kor. 12,9).
…für den Wecker, der morgens klingelt, weil das bedeutet: Mir wird ein neuer Tag geschenkt.
Wir haben jetzt die erste Woche mit den Ausgangsbeschränkungen hinter uns gebracht. Das war eine etwas seltsame Erfahrung. Es wurde ruhiger auf den Straßen, das geschäftige Treiben kam zur Ruhe. Schulunterricht vom Wintergarten aus. Menschen zogen sich zurück. Alle Kinder in unserer Siedlung spielten im eigenen Garten. Kein Gottesdienst in unserer Kirche. Die Großeltern haben wir dieses Wochenende auch nicht besucht. Wenigsten gemeinsames Lachen übers Handy!Äußerliche Distanz weckt die Sehnsucht nach mehr innerlicher Verbundenheit. Und die tut gut. Nun gehen wir in einen neuen Tag, in eine neue Woche. Was kommt auf uns zu? Wie wird es denn werden?
Darum lasst uns gemeinsam beten: „Mit dir, Herr, will ich den neuen Tag (die neue Woche) beginnen. Du lässt mich gestärkt aufstehen. Ich danke dir. Begleite mich und schütze meine Lieben. Ich freue mich auf diesen Tag (diese Woche) und will mich überraschen lassen. Lass mir gelingen, was ich vorhabe. Richte meinen Sinn nach deinem Willen aus. Hilf mir, in jedem Menschen, dem ich begegnen werde, den Nächsten zu sehen, den du liebst. Lass mich in deiner Liebe bleiben, gib mir Aufmerksamkeit, Kraft und Geduld dazu.“ aus EKG 818
Gott wird dich tragen, drum sei nicht verzagt! Treu ist der Hüter, der über dir wacht. Stark ist der Arm, der dein Leben gelenkt. Gott ist ein Gott, der der Seinen gedenkt. Gott wird dich tragen mit Händen so lind. Er hat dich lieb wie ein Vater sein Kind. Das steht im Glauben wie Felsen so fest: Gott ist ein Gott, der uns nimmer verlässt. Gott wird dich tragen, wenn einsam du gehst, Gott wird dich hören, wenn weinend du flehst, Glaub es, wie bang dir der Morgen auch graut Gott ist ein Gott, dem man kühnlich vertraut. Gott wird dich tragen durch Tage der Not. Gott wird dir beistehn in Alter und Tod. Fest steht das Wort, ob auch alles zerstäubt, Gott ist ein Gott, der in Ewigkeit bleibt. (F. J. Crosby)
Dass ein Mensch ein ruhiges Leben in Gott hat, das ist gut. Dass ein Mensch ein mühevolles Leben mit Geduld erträgt, das ist besser. Dass man aber Ruhe hat im mühevollen Leben das ist das Beste! (Meister Eckhart)
Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des heiligen Geistes. Röm 15,13
Wenn
ich auch heute nicht von Angesicht zu Angesicht mit Euch Gottesdienst feiern
kann, so freue ich mich doch darüber, dies auf diesem Wege tun zu können, und
grüße Euch ganz herzlich!
Gnade sei mit euch, von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus, Amen!
Das
Predigtwort für den heutigen Sonntag ist ein kurzer Satz aus dem Buch des
Propheten Jesaja. Dort spricht Gott durch den Propheten zu seinem Volk:
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.
I
Vor kurzem war unsere Tochter mit ihrem kleinen, eineinhalbjährigen Sohn bei uns. Voll Begeisterung war er im Wohnzimmer unterwegs, kletterte auf Sofas, und hat dann, schneller als wir schauen konnten, einen Schritt ins Leere getan, und ist abgestürzt. Kopfüber. Das hat wirklich weh getan und er hat herzzerreißend geweint.
Unsere
Tochter hat ihn aufgenommen, an sich gedrückt, leise mit ihm geredet, ihn
gestreichelt, ist kurz mit ihm aus dem Zimmer gegangen,- und fünf Minuten
später war sie wieder mit ihm da: er an ihrer Hand, noch ein wenig still, aber
schon wieder mit dem verschmitzten Lächeln im Gesicht.
Im
Wort für den heutigen Sonntag spricht Gott zum Volk Israel: Ich will euch
trösten, wie einen seine Mutter tröstet.
Ein
schönes Wort. Und ich brauche es nicht analysieren, hin und her wenden. Die
Anschauung lehrt mich, was es meint.
Wie tröstet eine Mutter? Sie tröstet, indem sie da ist, nah ist, in die Arme nimmt. Der Trost der Mutter ist so einfach wie unüberbietbar. Ihr Dasein ist genug um nach dem Moment des Schocks und des Schmerzes wieder zu sich selbst zu finden, sich dann aus ihrer Umarmung zu lösen und sich zuversichtlich dem Leben und seinen Herausforderungen zu stellen. Im Handeln einer Mutter gegenüber ihrem Kind erkenne ich etwas von dem, wie Gott ist. Sein Trost ist Zuflucht, neuen Mut finden, und aufs Neue weitergehen.
Dieser
Trost ist etwas anderes, als mich zusammenzureißen und die Zähne
zusammenzubeißen. Dieser Trost entsteht in der Begegnung mit dem Gott, der mir
nahe ist und der mir Freiheit eröffnet.
II
Dieses Wort und das, was in ihm steckt, kann uns bewahren vor zwei Zerrbildern des christlichen Glaubens. Das eine hat Friedrich Nietzsche herausgestrichen, wenn er dem Christentum vorwirft, dass es eine Sache für Schwache sei. Eine Sache (in meinen Worten) für Leute, die nie erwachsen werden, ewig Kinder bleiben, ständig getröstet werden müssen, ständig jemanden brauchen, der ihnen sagt, wo es langgeht. Der christliche Glaube, das sei eine Religion der Schwachen, jener, die den Schnuller nie loslassen konnten, die beim Radfahren immer noch die Stützräder brauchen und beim Schwimmen immer noch die „Schwimmflügerl“, weil sie anders nicht zurechtkommen. Was Nietzsche verzerrt beschreibt, hat doch seinen Anhalt in der Realität. Der christliche Glaube wurde und wird oft primär dafür benutzt, das eigene Wohlbefinden zu unterstützen und zu sichern, nach dem Motto „es tut mir gut“.
Und andererseits wurde das Christentum so hoch gestimmt, auf einen so hohen Ton, dass man dachte, nur wer ins Kloster ginge und diese Herausforderung annähme, der wäre ein wahrer Christ. Nur der, der das „perfekte Leben“ suche, wer auf alles verzichte, nur der würde dem gerecht, was das Christentum meine. Ich gebe zu, dass dieser Ton unter uns heute nicht so oft zu hören ist, dieses Bild nicht so oft vermittelt wird. Und doch ist es vorhanden. Dort, wo Ideale aufgerichtet werden, an denen man früher oder später scheitern muss,- und die nicht aufgefangen sind durch Vergebung und Barmherzigkeit.
Das Problem mit Zerrbildern ist, dass sie immer einen Aspekt der Wahrheit enthalten. Aber weil sie ihn isolieren, aus dem Zusammenhang nehmen, verdrehen sie die Wahrheit und verderben sie. Halbe Wahrheiten werden schnell zu ganzen Lügen. Natürlich ist der christliche Glauben Zuflucht, bietet er Trost und Geborgenheit. Aber darin erschöpft er sich nicht. Und ebenso natürlich ist der christliche Glaube eine Herausforderung, alle Kräfte anzuspannen. Er ist ein Lauf, sogar ein Marathon, er ist Kampf und er verlangt Disziplin. Aber all das ist er nicht allein. Niemand kann pausenlos in der Auseinandersetzung stehen, niemand kann pausenlos laufen, ohne dabei kaputt zu gehen. Niemand aber kann auch pausenlos in der Kuschelecke bleiben, ohne Schaden an Leib und Seele (und Geist) zu nehmen.
III
Ich rede damit nicht einem spannungslosen Mittelmaß das Wort. Es geht nicht darum, die beiden Aspekte so auszugleichen, dass am Ende beide verdorben sind und etwas überbleibt, in dem beides nicht mehr zu erkennen ist: weder der Trost, noch die Herausforderung. Eine solche Einstellung hätte etwas damit zu tun, nichts mehr wirklich an sich heranzulassen, allem gegenüber Distanz zu halten. Letztlich: sich Gott und die Menschen vom Leib zu halten.
Worum es geht ist, dass wir es wagen, uns in die Tiefen des Lebens zu begeben, das Leben tatsächlich an uns heranzulassen mit dem, womit es uns begegnet. Das kleine Kind geht auf das Leben zu, nimmt die Herausforderung an. Das kleine Kind kann das tun, weil es sich in jedem Scheitern, jedem Schmerz als aufgehoben erfährt. Durch diese Zuwendung ist es in kürzester Zeit wieder bereit, sich auf die eigenen Füße zu stellen und Gehen zu üben. Gerade weil die Mutter im Hintergrund ist, ist da der Mut, sich hinauszuwagen. Denn, alles Scheitern wird aufgefangen, jeder Trost setzt neuen Mut frei.
Wer
diese Erfahrung nicht macht, dass nach jedem Scheitern, jemand da ist, der mich
in den Arme nimmt, der kann dem Leben gegenüber Angst entwickeln, eine
Mutlosigkeit, die ihn lähmt und ihm immer wieder im Wege steht.
Evangelium
ist es, den Mut zu haben zu gehen, weil ich darauf vertrauen darf im Scheitern
aufgefangen zu werden. Es gibt kein Voranschreiten, kein Wachstum, keinen
Reifungsprozess ohne Fehler, Irrwege und Scheitern. Der christliche Glaube lebt
aus dem Vertrauen, dass der Gott, der uns Mutter und Vater ist, vergibt. Dass
er uns nicht bei unseren Fehlern behaftet. Dass er uns nie sagt: „du lernst es
ja doch nie“, „du schaffst das nicht“,- sondern dass er uns immer wieder tröstet
und ermutigt. Denn Trost ist Ermutigung.
IV
In Zeiten wie den unseren werden wir es immer wieder erleben: Mutlosigkeit und Verzagen aufgrund von Versagen. Ganz gleich in welchen Bereichen. Sei es in der Familie, in der Arbeit, im Hilfsdienst, im Übersehen von Menschen. Dann wird es gut sein, dass wir uns ganz alleine zurückziehen in die Gegenwart Gottes. Dass wir ihm, unserer Mutter und unserem Vater, unser Leid klagen. Im Gebet werden wir die Erfahrung machen, die auch die Beter früherer Zeiten gemacht haben: dass im und aus dem Klagen heraus, das Vertrauen wächst, und aus dem Vertrauen die Zuversicht, und aus der Zuversicht die Dankbarkeit, und aus der Dankbarkeit das Lob. Dass uns Trost widerfährt und wir wieder neuen Mut bekommen, dieses Leben zu leben. Gerade die alten Worte der Psalmen können hier eine enorme Hilfe sein, wenn die eigenen Worte nicht reichen. Sie können dort eine Hilfe sein, wo die eigenen Worte sich im Kreise drehen und ich nicht mehr herauskomme aus mir selbst. (Man lese etwa Psalm 4, Psalm 13, Psalm 27 und viele andere!)
V
Unser Predigtwort stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Zeit des Exils. Durch die Eroberung des Landes, die Zerstörung des Tempels und die Deportation in ein fremdes und fernes Land war nichts mehr so, wie es vorher war. Aber gerade in dieser Situation besinnen sich viele auf die alten Geschichten und Lieder. Was vorher selbstverständlich da war, weil es den Tempel gab und die Priester, das wird nun kostbar. Die Lieder und Geschichten werden gesammelt, weil nun eine Generation heranwächst, die keinen Tempel mehr kennt und kein gelobtes Land. Und Hoffnung entsteht aus den alten Geschichten: wie Gott sein Volk in der Sklaverei hört und es daraus befreit. Wie das Volk durch Krisen geht und schuldig wird,- und Gott immer wieder vergibt und es nicht verlässt. Hoffnung entsteht aus dem Lesen und Beten und Singen der alten Lieder und Gebete. Denn immer schon hat es das gegeben: Leid und Katastrophen, Krankheit und Aussichtslosigkeit. Aber gerade in den Zeiten der Krise treibt der Glaube seine Wurzeln tiefer und aus dem tiefen Vertrauen erwächst Mut und Hoffnung.
All
das ist auch uns gegeben. Wir müssen unsere Wurzeln wieder tiefer treiben, dass
wir diese Schätze erreichen, dass wir in diesen Boden einwurzeln, der uns
sowohl Halt als auch Nahrung gibt, Geborgenheit und Zuversicht, Trost und Mut
um heute und hier zu tun, was uns aufgetragen ist.
Regeln,
Rituale und Reviere entstressen uns und reduzieren Angst. Sie vermitteln uns
Geborgenheit, Selbstvertrauen, Sicherheit und Zusammengehörigkeit. Diese „drei R“ gebe
ich daher vielen meiner Patienten als Hilfe mit.
Das gilt nicht nur für Kinder in ergotherapeutischer Behandlung, sondern für uns alle. Und die „drei R“ wurden auch nicht von Ergotherapeuten erfunden, sondern von Gott selbst!
Die Bibel
ist voll von Regeln für uns. Nicht damit wir beschränkt werden und nicht
nur um das Zusammenleben zu erleichtern, sondern auch um uns Ruhe zu geben: Ein
paar Sachen weniger, die wir Tag für Tag aushandeln, diskutieren, überlegen müssen.
Ich weiß schon, was dran ist, kann mich auf meinen Tag besser einstellen. Und
das beruhigt mich sehr.
Rituale sind wiederkehrende
Handlungen. Auch da gibt es viele Beispiele in der Bibel und wir haben viele in
unserem Alltag: Wie wir Feste feiern, Kuss beim Abschied, Gebet vor dem Essen….
Reviere sind Plätze und Räume, die klar abgegrenzt sind und wo auch vielleicht andere Regeln gelten. Gott hat seinem Volk ein Land gegeben und die Regeln in Israel waren klar anders als die der Völker rund herum. Er sagt zu uns: „Kommt zu mir, ich will euch Ruhe geben.“ Was für ein beruhigend schöner sicherer Platz in Seinen Armen! Ich liebe es, mir vorzustellen, wie ich auf seinem Schoß sitze, eingekuschelt in Seine Arme.
In einer
Zeit, die schon sehr beängstigend ist, macht es Sinn die Regeln, Rituale und
Reviere in der Familie zu prüfen, Altes abzuwerfen und Neues zu schaffen.
regelmäßig aufstehen trotz Homeoffice oder Quarantäne
Immer gleich Hände waschen, wenn man heimkommt
Bewusst liebevoll miteinander umgehen
Beim Frühstück die Losungen zu lesen (gibt es auch als App) oder einen Psalm
tägliche Fürbitte einzuplanen
gemeinsam ein Kapitel aus der Bibel lesen (wir machen das immer vor dem Schlafen gehen)
Singen, Musizieren, Lobpreis hören
Gemeinsam Mittagessen kochen
Mittagessen mit Videotelefonie mit einem lieben Menschen
Für drei Dinge danken. Im gemeinsamen Gebet, allein oder im Tagebuch. Besonders beruhigend am Abend
Jede Woche einen Bibelvers lernen
Reviere schaffen, wo man für eine bestimmte Zeit allein und ungestört sein darf. Papas Schreibplatz im Schlafzimmer, die geschlossene Tür des Teenagers, die Höhle des 6-Jährigen, die Badewannenzeit …
Den Sonntag bewusst anders als die Wochentage gestalten. Es gibt eine Fülle von Predigten, Videos, Vorträgen im Internet (BibelTV, ERF, Youtube, ORF…). Wir können sie als Familie anhören, lesen oder vielleicht selbst eine Bibelarbeit machen.
Wenn Sie allein sind, kann ja ein lieber Mensch vielleicht dieselbe Predigt hören und man redet dann drüber …
Abendmahl feiern, ev. auch mit Video mit lieben Menschen (z.B. mit „Zoom“)
Jeden Dienstag mit der Freundin am Telefon beten
Hauskreis mit Video (auch dafür ist „Zoom“ toll geeignet)
Vielleicht
behalten wir ja auch nach Corona manche dieser guten neuen Gewohnheiten.
Ich habe gerade den Eindruck, dass Gott die Welt einbremst und uns allen Gelegenheit gibt, aus dem Hamsterrad des Alltags auszubrechen und neue Perspektiven zu bekommen. Es ist Neuland für uns alle, es ist befremdlich, für manche Angst einflößend, auf jeden Fall sehr ungewohnt für uns.
Wir sind eine Generation sehr privilegierter Leute, denn zu
unseren Lebzeiten hat es nie größere gesellschaftliche Herausforderungen
gegeben – jetzt haben wir eine und es gilt sie anzunehmen!
Jede Krise ist eine Chance und ich bete, dass die Leute, die
innehalten müssen und Gott nicht kennen, sich auf die wirklich wichtigen Dinge
im Leben besinnen und nach Gott fragen. Möge Gott ihnen begegnen – so wie es
jeder Einzelne braucht.
Vielleicht dürfen auch wir, jede von uns, einen Teil dazu beitragen – auf welche Weise auch immer, das wird Gott uns zeigen. Vielleicht ist es auch dran, dass wir Christen unser Leben entrümpeln, unsere Aktivitäten überdenken und uns neu ausrichten – jetzt ist die Gelegenheit dazu.
Hier noch ein Text, den die Referentin unserer letzten Frauentagung hier am Schloss, Nicola Vollkommer, verfasst hat und den ich sehr gut finde. Den Ausspruch von Luther hatte sie nur Englisch – ich hab versucht ihn zu übersetzen…
Fragmente aus der Wüste
Aufgaben auf Eis gelegt, Veranstaltungen abgesagt, Reisen gecancelled, wir sind plötzlich auf unser unmittelbares kleines Umfeld reduziert. Ein Test für die Seelenhygiene. Beten für die, die krank sind oder die die Einschränkungen es schlimmer erwischt, und das sind viele. Schauen nach denen, die uns anvertraut sind. Zeit, auszuräumen, zu entrümpeln, das neu zu schätzen, was wir eingekauft haben. Bescheidener planen. Überlegen, ob das Leben, wenn es drauf ankommt, auch ohne Toilettenpapier und Pralinen weitergehen kann. Wege schaffen, wie Gemeinde ohne große Versammlungen weiterleben und gedeihen kann. Die Kirche im Wohnzimmer lässt grüßen.
Ouch! Wenn Gott zulässt, dass unsere Pläne durchkreuzt, unsere abgesicherten Abläufe und bewährten Routinen unterbrochen, unsere Wünsche nach einem berechenbaren Alltag in den Wind geschlagen werden …. das sind die Zeiten, in denen wir glauben lernen.
– Ihn suchen, um seinetwillen und nicht weil wir etwas von ihm haben wollen. – Kontrollverlust aushalten. Wir sind nicht Gott. Er kann es besser. „Er sitzt im Regimente.“ – Uns fragen, ob wir es ernst meinten, als wir sangen, „Jesus, du allein bist genug.“ – Lobpreislieder und Choräle singen.
Und hier, mit lieben Segensgrüßen von mir, Martin Luthers Reaktion auf die schwarze Pest, die schlimmste Pandemie der Weltgeschichte.
„I shall ask God mercifully to protect us. Then I shall fumigate, help purify the air, administer medicine and take it. I shall avoid places and persons where my presence is not needed in order not to become contaminated and thus perchance inflict and pollute others and so cause their death as a result of my negligence. If God should wish to take me, he will surely find me and I have done what he has expected of me and so I am not responsible for either my own death or the death of others. If my neighbor needs me however I shall not avoid place or person but will go freely as stated above. See this is such a God-fearing faith because it is neither brash nor foolhardy and does not tempt God.“ The Annotated Luther, Volume 4: Pastoral Writings, page 404.
„Ich bitte Gott darum, dass er uns gnädig bewahren möge. Dann räuchere ich die Räume aus, helfe mit die Luft zu reinigen, besorge Medizin und nehme sie. Ich vermeide Plätze und Personen, wo meine Gegenwart nicht gebraucht wird, um nicht infiziert zu werden; und dann in der weiteren Folge andere anstecke und ihnen Schaden zufüge, indem ich ihren Tod verursache aufgrund meiner Nachlässigkeit. Wenn Gott mich wegnehmen will, so wird er mich gewiss finden – aber dann habe ich getan, was er von mir erwartet hat; so bin ich nicht verantwortlich weder für meinen Tod, noch für den Tod anderer. Aber wenn mein Nachbar mich braucht, werde ich nicht den Ort und auch nicht die Person meiden und werde in aller Freiheit dorthin gehen.Das ist ein Glaube, der Gott fürchtet, denn er ist weder dreist noch töricht und versucht Gott nicht.“